Zeche Osterfeld 1-2-3 | Kokerei | Koksofenbatterie und Benzolfabrik
Oberhausen
Walter Buschmann
Kokerei | Koksofenbatterie und Benzolfabrik der Zeche Osterfeld 1-2-3


Kokerei Osterfeld

Von der ausgedehnten Kokereianlage waren zum Zeitpunkt der Erfassung nach vorherigen Abbrüchen nur noch wenige Relikte erhalten. Als Teil der zum Komplex Osterfeld gehörenden Gesamtanlage, aber auch als aussagekräftige Einzelbauwerke, wurde die erhaltene Koksofenbatterie mit Kohlenturm und die Benzolfabrik als denkmalwert eingestuft.


Koksofenbatterie, 1971-73 | Abbruch 1990
Hersteller: Firma Didier-Kellog | Essen

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Vordergrund: selbstfahrender Behälterwagen, Hintergrund: Koksofenbatterie und Kohlenturm
Von den zwei Batterien mit je 48 Öfen war 1990 noch eine Batterie mit Kokskohleturm erhalten.
Die von Didier gelieferten Batterien waren mit Unterbrenneröfen ausgestattet. Die Beheizung erfolgte also nach dem von Otto entwickelten Prinzip mit einem Düsenkeller unter den Regeneratoren. Die Regeneratoren waren im unteren Teil aus Kastengittersteinen, darüber aus Silikasteinen gemauert. Den Regeneratoren vorgelagert waren die Meistergänge mit den Abhitzeventilen in Stahlfachwerkbauweise.

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Koksofenbatterie
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Vordergrund: selbstfahrende Behälterwagen, Hintergrund: Koksofenbatterie und Kohlenturm
Die Großraumöfen mit einer erstmalig erreichten Höhe von 7,0 m hatten eine mittlere Kammerbreite von 0,45 m und eine Länge von 16,5 m. Die Öfen verdeutlichten mit ihren Abmessungen den bis heute anhaltenden Entwicklungsgang zu immer größeren Abmessungen beim Bau der Ofenkammern, um mit einem Brennvorgang möglichst viel Koks zu erzeugen. Osterfeld war technologisch das Bindeglied zwischen den 6,0 m Öfen der Kokerei Nordstern (1928) und der Kokerei Zollverein (1959-61) und den späteren - bis 8,0 m hohen - Öfen im Krupp-Mannesmann Hüttenwerk Duisburg-Huckingen (1985) und bei der Kokerei Kaiserstuhl in Dortmund (1993).

Eine Besonderheit der Kokerei Osterfeld war der selbstfahrende Behälterwagen, mit dem der glühende Koks zum Löschturm gefahren wurde. Üblich waren und sind Behälterwagen, die von kleinen Elektroloks gezogen werden.

Zwischen den beiden Batterien stand der 47,7 m hohe Kohleturm aus Stahlbeton mit 1000 t Fassungsvermögen.


Benzolfabrik, 1937|38 | Abbruch 1990
Architekt: Fritz Sonnen

Annähernd kubusförmiger Backsteinbau mit Zeltdach und Laterne. Schlank-hochrechteckige Fenster mit mittig angeordneten Querbalken aus Beton und Metall­sprossen, die die Öffnungen in schmale, liegende Formate für die Scheiben teilten. Das knapp vorkragende Traufgesims und die Halterungen für die genau an die Gebäudeecken gesetzten Fallrohre waren ebenfalls aus Kunststein. Der Zugang zum Gebäude erfolgte mittig an den sich gegenüberliegenden Breitseiten über Freitreppen, die zu Doppeltüren führten. Inschrift im Traufbe­reich: 1937 mit Firmenzeichen der GHH.

Der Architekt Fritz Sonnen war Leiter der Bauabteilung der GHH.


Gekürzter und für das Internet bearbeiteter Text: Gedruckt mit allen Anmerkungen und Quellenangaben in: Walter Buschmann: Zechen und Kokereien im rheinischen Steinkohlenrevier. Aachener Revier und westliches Ruhrgebiet. Gebr. Mann Verlag Berlin 1998


Literatur

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• Eich, Matthias: Die Gutehoffnungshütte. Aktienverein für Bergbau und Hüttenbetrieb, Oberhausen 1910
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• Gerhard Gebhardt, Ruhrbergbau. Geschichte, Aufbau und Verflechtung seiner Gesellschaften und Organisationen, Essen 1957
• Günter, Roland: Oberhausen (= Die Kunstdenkmäler des Rheinlandes, Bd. 22), Düsseldorf 1975
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• Mörsch, Günter: Eisenheim. Die älteste Arbeiter­siedlung im Ruhrgebiet (= LVR, Rheinisches Industriemuseum, Wanderwege zur Industriegeschichte Bd. 1), Köln 1990
• Ossenbühl, Herbert/ Wild, Hans Walter: Umbau und Einrichtung des Schachtes I der Zeche Osterfeld, in: Bergfreiheit 25, 1980, S. 403-415
• Reichert, J.: Die Geschichte der Gutehoffnungshütte in Oberhausen. Zur Erinnerung an das 100-jährige Bestehen, Berlin 1910
• Wolff, John: Neuzeitliche Fördertechnik, in: Die Bautechnik 6, 1928, S. 409-412
• Woltmann, Arnold/ Frölich, Friedrich: Die Gutehoffnungshütte. Oberhausen, Rheinland. Zur Erinnerung an das 100-jährige Bestehen, 1810-1910, Oberhausen 1910
• Woltmann, Arnold/ Frölich, Friedrich: Denkschrift zur Erinnerung an das 100-jährige Bestehen der Gutehoffnungshütte, Düsseldorf 1990
• Zeche Osterfeld. Hüttenwerk Oberhausen Aktiengesellschaft Bergbau, Oberhausen 1965